Nachrede. Werkstatt zu Theorie und Praxis gegenwärtiger Reden zur Bestattung.

18.– 20. November 2013

Nach wie vor ist die Trauerfeier der Ort einer exponierten Lebensdeutung. Die kulturelle Übereinkunft sieht vor, diese Deutungen an einen Geistlichen bzw. einen „freien“ Redner zu delegieren – sie haben „das letzte Wort“ und vollziehen den „Schlussakt“. Insofern ist die Nachrede immer auch ein wirkmächtiges Wort. Der starke Code protestantischer Predigtkultur zeigt sich noch in der Konkurrenzkasualie, religiöse und „freie“ Bestattungen sind vor allem über die dominante Rolle der Trauerrede vergleichbar. Auf dieser Tagung geht es um die Rhetorik der Leichenrede: Worin besteht die Macht des Wortes? Was ermächtigt jeweils ‚das Wort‘? Wer hat in welcher Form das Sagen? Und was unterscheidet eigentlich christliche von weltlichen Bestattungsreden?

Theologische Fakultät Rostock in Kooperation mit dem Zentrum für evangelische Predigtkultur / Wittenberg

Die Tagung wird in Kooperation mit der Theologischen Fakultät Rostock durchgeführt. Sie setzt den Diskurs fort, der mit den Rostocker Tagungen [funerale1] (Bestattungskultur) und [funerale2] (Kirchenkolumbarien) aufgenommen wurde.
Tagungsort: Zentrum für evangelische Predigtkultur, Markt 4 (Cranachhaus), 06886 Lutherstadt Wittenberg

Thomas Klie, Martina Kumlehn, Ralph Kunz, Thomas Schlag (Hg.), Praktische Theologie der Bestattung.
DeGruyter: Berlin u.a. 2015. 

Bei der Bestattung kultivieren die christlichen Kirchen seit jeher ihren Umgang mit der Unumkehrbarkeit von Lebenswegen. In Wort und Ritus kommen Lebensdeutungen zur Darstellung, auf die es längst keine Deutungsmonopole mehr gibt. Die Bestattungskultur hat sich in vielfältiger Weise ausdifferenziert. Der unmittelbare Umgang mit dem toten Körper ist heute weitgehend der privaten Sphäre entzogen und wird an professionelle Instanzen delegiert. Der Markt und die gängigen kulturellen Umgangsformen bestimmen zunehmend die sepulkrale Ästhetik. Traditionelle Liturgien treffen auf spätmodernes Ritendesign, immer mehr finden sich auch Simulacren von Tod und Trauer im Internet. Die Beziehung zum Tod und zu seinen sozialen Folgen hat längst schon Anteil an der allgemeinen kulturellen Beschleunigung. In dem vorliegenden Sammelband sollen diese Prozesse verstehend nachgezeichnet und praktisch-theologisch eingeordnet werden. Dies geschieht in interdisziplinär Weite und in Augenhöhe mit kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

ISBN 978-3-11-034616-9 
595 Seiten
Preis: 79,95 €
Paperback: 29,95 EUR