Ritualität, Bildlichkeit und Performanz in der spätmodernen Sepulkralkultur
27.-29. September 2012
Bei einer Bestattung werden biographische Unsicherheitslagen in einen religiösen oder existenziellen Deutehorizont gerückt und gemeinsam begangen. Der Umgang mit Toten ist in jeder Kultur von Ordnungen reguliert. Ordnung schafft Distanz und ist darum eine Frage der Kultur der Lebenden.
Der Rekurs auf eingespielte Ordnungen bietet allerdings in Zeiten forcierten kulturellen Wandels kaum mehr als eine vage Orientierung. Im pluralen Kontext zielt das Beerdigungshandeln auf eine Integration gelebten Lebens in das Gesamt humaner Lebensumstände. Es sollen die desintegrierenden Folgen des Todes gebannt und das gelebte Leben tröstend vergegenwärtigt werden.
Bei dieser Tagung soll die theologische Wahrnehmung der aktuellen Bestattungspraxis in einen interdisziplinären, kulturwissenschaftlichen Rahmen eingezeichnet werden.
Entgegen der traditionellen protestantischen Fokussierung auf die Beerdigungsansprache richtet sich hier das Augenmerk auf alle Zeichensysteme, die an den hybriden Übergängen von Religion und Kultur Bedeutung generieren. Dabei rücken die rituellen und kulturellen Codierungen auch in eine bildtheoretische Perspektive.
Theologische Fakultät Rostock in Kooperation mit der Theologischen Fakultät Zürich
Gefördert durch die THYSSEN-Stiftung
Thomas Klie (Hg.): Performanzen des Todes. Neue Bestattungskultur und kirchliche Wahrnehmung.
Stuttgart: Kohlhammer 2008.
Schon seit längerem schwindet das Bewusstsein vom Öffentlichkeitscharakter des Todes. Das zunehmende Diskretionsbedürfnis verändert die tradierte Sepulkral-kultur. Werden aber zugängliche Grabstellen, öffentliche Feiern und identifizierbare Inschriften nicht mehr gewollt dann büßt der Todesfall mehr und mehr seinen Zeichencharakter ein.
Als Gegenbewegung dazu etabliert sich ein gesteigertes Inszenierungsbedürfnis. Durch den Verlust des kirchlichen Ritenmonopols kommen mehr und mehr popkulturelle Deutungen des Ablebens zur Darstellung. Die Medien verstärken spürbar das Interesse an alternativen Bestattungsformen. Neue Orte abseits der Friedhöfe entstehen, wie etwa Friedwälder oder Columbarien. Der Friedhofszwang lockert sich, Urnen werden zur „Mobilie". Im Internet bildet sich eine alternative Form mediatisierter Trauer.
Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes wollen prognostische Deutungen der gegenwärtigen Entwicklungen liefern. Im geschärften Blick auf den Wandel und die Pluralisierung der Bestattungskultur werden Herausforderungen und Ansatzpunkte für eine erneuerte kirchliche Praxis sichtbar.
ISBN 978-3-17-020164-4
233 Seiten
Preis: 28,00 €
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